Kategorie: Europa

  • Immun von Philipp Dettmer

    Per Anhalter durchs Immunsystem
    Philipp Dettmer? Noch nie gehört! Den YouTube 
    Kanal „kurzgesagt – in a nutshell“ noch nie gesehen? Dann geht es dir wie mir. Durch Zufall stoße ich auf das neu erschienene Buch mit dem kurzen Titel „Immun“. Geschrieben hat es der Münchener Informationsdesigner Philipp Dettmer. Auf Social Media ist er längst kein Unbekannter. Sein Kanal zählt mittlerweile 15 Millionen AbonntenInnen.

    ‚Immun‘ ist Dettmers erstes Buch. Der Wissenschaftsblogger bezeichnet sich selbst als „einen großen Fan des Immunsystems“ und das spürt man von der ersten bis zur vierhundertzweiunddreißigsten Seite dieses Sachbuches. Es ist so unterhaltsam und spannend geschrieben, dass ich es als Wissenschaft-Krimi bezeichnen möchte.

    „Stell dir vor, du wachst eines Morgens auf und du fühlst dich nicht gut. Nervige Halsschmerzen, laufende Nase, leichter Husten“. So beginnt Dettmer sein Werk und der/die geduzte LeserIn möchte wissen, wer den im Folgenden beschriebenen Kampf letztendlich gewinnen wird: „Die Eindringlinge“, Bakterien, Viren. Parasiten oder das „unsichtbare Killerheer“ (Komplementärstem), die „Mordspezialisten“ (Killer-T-Zellen) , die „Scharfschützen“ (Antikörper) und weitere Superwaffen, die deinem Körper bei Angriffen aus der Umwelt zur Verfügung stehen.

    Nach und nach nimmt Dettmer dich mit auf Entdeckungstour durch dein angeborenes und adaptiertes Immunsystem und stellt dir die Zellen deines Abwehrsystems so plastisch vor, dass du schon nach ein paar Kapseln das Gefühl hast, über die „gruseligen Typen“ in dir (Killerzellen), deine körpereigenen Killer-Universität (Thymus) und die Karrierewege deiner B-Zellen genau Bescheid zu wissen.

    Dabei schreckt der Autor auch nicht davor zurück, dir äußerst komplexe Zusammenhänge plastisch vor Augen zu führen. Das macht er indem er zum Beispiel die Funktion des sogenannten MHC-Moleküls der Klasse II (Haupthistokompatibilitätskomplex) anschaulich als „Hotdog-Brötchen“ bezeichnet. Das MHC-Molekül ist das Brötchen, das Antigen der Hotdog.

    Schön und gut beschrieben, aber du gehörst eher zu den visuellen Typen? Auch diese kommen in „Immun“ voll auf ihre Kosten. Philipp Laibchen, Chef-Kreativdürektor des bereits erwähnten YouTube-Kanals steuert 44 farbige Illustrationen bei, auf denen die multiplexe Welt unseres beeindruckenden Immunsystems bunt zur Geltung kommt.

    „Immun“ ist unterhaltsam und lehrreich: Für alle, die gerade in Zeiten einer Pandemie wissen wollen, wie das Immunsystem funktioniert, wie Impfungen wirken oder was bei Autoimmunerkrankungen falsch läuft. Aber auch für diejenigen, die bereits über ein gewisses Vorwissen verfügen, aber ihre Kenntnisse in der Immunologie auf den neusten Stand bringen möchten.
    23.2.2022

  • Der Morgenstern von Karl Ove Knausgård

    Konnte das Buch nicht mehr zur Seite legen. 890 Seiten, eine Woche. Danke, meine liebe Jutt! 

  • Houwelandt von John von Düffel

    John von Düffel kenne ich aus unserer gemeinsamen Schulzeit auf der Cäcilienschule in Oldenburg. Jetzt schätze ich ihn als Autor wasseraffiner Romane. Houwelandt habe ich mit höchstem Genuss gelesen. Schreib bitte weiter, John!

  • Zur See von Dörte Hansen

    In ihrem neuen Buch skizziert Dörte Hansen die Bewohner und Bewohnerinnen einer Nordseeinsel. Ich lese über das Leben von Ryckmer, Hanne, Eske, Jens und Pastor Lehmann und bin sofort da. Habe die rauhe See und das besondere Licht des Nordens vor Augen, rieche die frische Seeluft, höre die Möwen kreischen und die Leute Platt schnacken.

  • Himmel über Charkiw von Serhij Zhadan

    Die Lektüre dieses Buches wühlt mich auf. Serhlj Zhadan und die BewohnerInnen Charkiws beeindrucken mich sehr.

  • Kummer aller Art von Mariana Leky

    Ich bin keine große Freundin von Kurzgeschichten. Diese von Mariana Leky fand ich allerdings sehr unterhaltsam und amüsant. Ich habe diese vielseitigen Geschichten mit Genuss gelesen. Sie sind, bevor sie zu diesem Buch wurden, als literarische Kolumnen in ‚Psychologie heute‘ erschienen.

  • Sie kam aus Mariupol von Natascha Woden

     In „Sie kam aus Mariupol“ erzählt Natascha Wodin vom Leben ihrer Mutter, die als junge Frau während der NS-Zeit als Zwangsarbeiterin nach Deutschland verschleppt wurde. DIE ZEIT schreibt sehr zutreffend über das Buch: „Die katastrophalen Geschichtsbrüche des 20. Jahrhunderts werden en miniature verhandelt, aber mit existenzieller Wucht.“

  • Die Hauptstadt von Robert Menasse

    Mit rasanter Geschwindigkeit beginnt „Die Hauptstadt“ von Robert Menasse. Bereits im Prolog skizziert Menasse sechs Protagonisten und ein durch Brüssel pesendes Schwein. In den folgenden zehn Kapiteln und dem Epilog geht es um Europa, die Vergangenheit, Zukunft, Vergänglichkeit, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik und um 🐷🐷. Mehr möchte ich hier nicht verraten, aber die Lektüre empfehlen.  

  • Pflaumenregen von Stephan Thome

    Die Protagonisten dieses Romans von Stephan Thome sind für mich nicht so richtig „lebendig“ geworden. Aber über die Geschichte Taiwans von den 1940er Jahren bis heute habe ich viel dazugelernt.

  • Besser allein als in schlechter Gesellschaft von Adriana Altaras

    Nach ‚Titos Brille‘ und ‚Doitscha‘ ist ‚Besser allein als in schlechter Gesellschaft‘ das dritte Buch, das ich von Adriana Altaras gelesen habe. Auch dieses ist sehr autobiografisch und persönlich. Die Autorin erzählt von ihrer Tante in Italien, die unglaubliche 101 Jahre alt wurde – trotz spanischer Grippe, KZ, norditalienischer Schwiegermutter und Isolation während der Pandemie. 

  • Nachleben von Abdulrazak Gurnah

    Ein bewegender Roman von Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah über die Lebenswege von Ilyas und Hamza, zwei jungen Männern, die sich Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts den Askari, der kaiserlichen Schutztruppe im damaligen Deutsch-Ostafrika, anschließen.

  • Die Rothaarige Frau von Orhan Pamuk

    ‚Die Rothaarige Frau’ von Orhan Pamuk handelt von Vätern, Söhnen und dem Ödipusmythos, von der Suche nach Wasser, vom Brunnenbau und spielt in und um Istanbul in Zeiten der Militärdiktatur bis 2016. Leseempfehlung!